Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE)

 

Die Wohlstandsdividende

 

präsentiert von Peter Kasser, Schweiz


Blumen


 
Was ist ein BGE
Warum BGE
Auslöser
Moral
Menschenrechte
Befürworter
Gegner
Finanzierung
Auswirkungen
Entwicklungshilfe
   
   

zurück zur
Welcome-Seite

Moral

Die moralische Frage beim Thema BGE dreht sich nicht um den Grundsatz, ob der Mensch ein Anrecht auf ein Einkommen zur Absicherung der zum Leben notwendigen Bedürfnisse hat oder nicht. Denn ohne ein solches Einkommen  würde der Mensch dahinsiechen und elendiglich sterben, und das will in unserer Gesellschaft niemand. Das Recht auf ein minimales Grundeinkommen in irgendwelcher Form ist unbestritten.

Die moralische Frage dreht sich um die Bedingungslosigkeit eines vom Staat garantierten Grundeinkommens.

Bedingungslos in diesem Zusammenhang heisst, dass der Mensch zu keiner Gegenleistung verpflichtet ist und trotzdem in den Genuss eines garantiert ausbezahlten Einkommens gelangt. Es genügt, dass der Mensch lebt - und, schwups! - kommt Geld daher!

Ist das moralisch vertretbar?

So bedingungslos, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist das BGE jedoch gar nicht. Die oberste und entscheidende Bedingung lautet: Der Mensch "lebt". (Tote und Ungeborene kriegen kein Geld: Sie kriegen keines mehr, resp. noch keines.)

Diese Bedingung des "Lebens" richtet sich an zwei Adressaten, nämlich an den lebenden Menschen selbst, und an die Gesellschaft, in der er lebt.

Beide, der Mensch selbst und die Gesellschaft, tragen die moralische Verpflichtung, dass dieses Leben gedeiht und sich auf das Würdevollste und Gefälligste manifestiert. Eine Gesellschaft voll von Hungernden, Kranken und Obdachlosen, um die sich niemand kümmert, disqualifiziert sich selbst, erweist sich als unfähig und unwürdig, zeigt sich in einer durch und durch barbarischen Unmenschlichkeit.

Das Gebot des "Lebens", das als Bedingung an das BGE geknüpft ist, stellt gleichzeitig eine qualitative Aufgabe der "Lebensverbesserung" dar. Das BGE erfüllt dabei die Grundvoraussetzung, nämlich die Absicherung der Basismittel, die es zum Überleben braucht. Darauf aufbauend soll jedoch die Qualität des Lebens - das Leben jedes Einzelnen, und damit das Leben des Gesellschaft insgesamt - fortlaufend weiter verbessert und ausgebaut werden, jeder nach seinen Fähigkeiten und Vorstellungen.

Das BGE stellt kein Gratisticket zum Nichtstun dar. Wenn wir als Gesellschaft keine Gegenleistung für die Auszahlung des BGE verlangen, heisst dies "nur", dass wir die Verantwortung der fortlaufenden Qualitätsverbesserung unseres Lebens an jeden Menschen als Individuum delegieren.

Es ist dies ein riesiges "NUR", das ein enormes Mass an (moralischer) Eigenverantwortung nach sich zieht. In dieser Eigenverantwortung ist der Mensch nur sich selbst verpflichtet, nicht dem Staat und der Gesellschaft, in der er lebt. Er selbst übt Kontrolle aus, ob er dieser Verpflichtung gerecht wird oder nicht - und nur er selbst kann sich rügen und tadeln, wenn er den Eindruck erhält, er nutze seine Fähigkeiten möglicherweise zu wenig für die Verbesserung seiner eigenen Lebensqualität und der seiner Gesellschaft.

Damit erhält auch die Moral selbst ein völlig neues Gesicht und eine neue Richtung. Moralisch galt bis anhin, was den Status quo zu wahren half. Moral richtete sich auf die Erhaltung der etablierten Organisation von Arbeit, die sich ihrerseits im Kampf gegen Mangel und Lebensnot einsetzte. Jetzt aber, wo das BGE den Kampf gegen Mangel und Lebensnot gleichsam für beendet erklärt, gilt es auch nicht mehr, die bisherige Arbeitsorganisation aufrecht zu erhalten - die bisherige Moral wird "arbeitslos"!

Moral, das heisst unser Bewusstsein des richtigen Verhaltens, muss sich völlig neu definieren, nämlich als das Bewusstseins jenes Verhaltens, das die Lebensqualität des Einzelnen wie der ganzen Gesellschaft für zukünftige Generationen verbessern hilft.

Diese Verschiebung der Moral von einer rückwärts gerichteten Verhaltensnorm zwecks Wahrung des Etablierten, unter der Kontrolle der Gesellschaft, hin zu einer auf die Zukunft gerichteten Verhaltensnorm zwecks Erschaffung neuer Lebensqualitäten, unter Kontrolle nicht des Staates sondern des Einzelnen, kann nur in einer reifen Zivilisation auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung stattfinden. Sie setzt nicht nur einen sehr hochstehenden technischen Entwicklungsstand der Produktion voraus, die in der Lage ist, die für ein würdevolles Leben notwendigen Güter im Überfluss herzustellen, sondern auch ein sehr hohes Mass an persönlicher Verantwortlichkeit und Bildung, die den Menschen befähigt, die neue Freiheit der Entscheidungsfindung in moralischer Eigenverantwortung wahrzunehmen.

Diese Reife, das ist der feste Glaube der Befürworter des Bedingungslosen Grundeinkommens, haben wir in unserer heutigen Zivilisation erlangt.

 

weiter